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Autor: Gabriele Langendorf

Ausstellung: Bitte zu Tisch – 07.07. – 06.10.24

Museum Villa Rot, Burgrieden: Bitte zu Tisch

07.07.24 – 06.10.24

Deckblatt des Flyers zur Ausstelllung: Bitte zu Tisch. Auf dem Deckblatt ist eine Skulptur von Erwin Wurm zu sehen. Titel: Bar (Drinking Sculpture), 2019. Foto: Studio Erwin Wurm

Gemeinsam am Tisch zu sitzen, zu essen und sich am Tisch in Gesellschaft auszutauschen – das ist eigentlich eine tägliche Erfahrung. Doch wie ist unser Verhältnis zur Tafelkultur heute? Ob traditionelles Tafeln oder Auseinandersetzung mit unserem Essverhalten: Was und wie essen wir heute? Und wann und zu welchen Gelegenheiten? Inwieweit ist das Möbel „Tisch“ heutzutage noch ein wichtiges Kommunikationsobjekt oder nehmen wir uns gar keine Zeit mehr dafür, an einem Tisch zusammenzukommen? Mit Blick auf Kunstwerke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zum Thema lässt sich über diese Fragen nachdenken. Die Ausstellung zeigt unterschiedliche Ansätze. Diese reichen von Momenten der Auszeit und des Genusses bis hin zu Stellungnahmen zur aktuellen Esskultur und ihren Auswüchsen. Auch werden zeitgenössische Rezeptionen historischer Vorlagen zu sehen sein. Der Park der Villa Rot lädt bei Sonderveranstaltungen zum gemeinsamen Tafeln ein.

Teilnehmende KünstlerInnen: Max Bill / Christine Braun / Anke Eilergerhard / Moritz Götze / Hartmut Kiewert / Gabriele Langendorf / Anja Luithle / Mado Nullans / Hans (Nick) Roericht / Daniel Spoerri / Eckart Steinhauser / Ben Willikens / Erwin Wurm

Kuratorin: Dr. Sabine Heilig

Impressionen der Ausstellung und Eröffnung

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FRESSEN (2022 – 2023)

Die neuen Papierarbeiten basieren auf einer Aquarelltechnik, die historisch zur naturkundlichen Darstellung von Flora und Fauna und zur Erforschung der Welt angewendet wurde. In den seriell angelegten Arbeiten untersuche ich Nahrungs- und Genussmittel und kombiniere diese so, dass orales Verhalten und menschliche Gesichtszüge erkannt werden können. Durch den beobachtenden wie spielerischen Prozess werden vielschichtige Themen in Erfahrung gebracht und gegensätzliche Spannungsfelder erzeugt. Die minutiös gemalten Aquarelle handeln von dem komplexen Verhältnis zum Essen, darüber hinaus von Gier, Maßlosigkeit und Überdruss. Was als einzelnes Bild humorvoll erscheint, wirkt in der Masse monströs und kann als Blick auf die Widersprüchlichkeit unserer konsumorientierten Gesellschaft gelesen werden.

Ausstellungs­ansichten

Fotos: Florian Luxenburger, Joas Strecker

Alle Arbeiten: Aquarell auf Papier 21 x 29,7 cm

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Fogo Island Exercises (2019)

Für meinen Arbeits­aufenthalt in Fogo Island / Neuf­undland / Kanada vom 17.09. bis zum 14.10.2019 legte ich mir folgendes Setting zurecht: 100 Bögen Aquarell­papier, Pinsel, Aquarell­kästen und kein vorgeplantes Projekt. Vor Ort erweiterte sich das Setting um weitere Beding­ungen: Ein Wohn­haus und ein Studio zum Arbeiten, dazwischen etwa eine Stunde Fußmarsch sowie unterschied­liche Wetter­lagen. Diese Voraus­setzungen, der täg­lichen Rhythmus und die Faszi­nation für die Land­schaft und die Insel inspirierten mich zu zwei Werk­gruppen, an denen ich parallel im Long Studio gearbeitet habe:
Sea­scapes und Nature Concen­trations.

Seascapes (2019)

Die Vorber­eitungen des Arbeit­stages im Studio begannen damit, den Ofen mit Brennholz anzu­heizen. Zu Beginn malte ich einige Sea­scapes als Aufwärme Übung, bis die Tempera­turen etwas angenehmer waren, um mich anschließend den Nature Concen­trations widmen zu können. Die Sea­scapes entstanden in der Regel sehr schnell und spontan mit großem Pinsel, ohne sich zu sehr in die Details zu vertiefen. Manchmal entstan­den Aqua­relle gegen Abend bevor ich das Atelier verließ. So ist eine Abfolge von den gleichen Bild­aus­schnitten aus dem Studio­fenster entstanden, die das schnell wechselnde Wetter, das Licht und die Sicht auf das Meer malerisch dokumen­tierten.

Alle Arbeiten: Aquarell auf Papier, 29,7 x 42 cm

Nature Concentrations (2019)

Auf meinem täglichen Fuß­weg zum Long­studio richtete ich den Blick auf einheim­ische Pflanzen­arten und Fund­stücke, die das Meer angespült hat. Vieles was mir spontan gefiel oder fremd­artig erschien, nahm ich mit, um es zu malen. Um die Details der Objekte mit Aquarell­farbe präzise erfassen zu können, war es not­wendig, den Pinsel auf einem separaten Blatt von über­schüssiger Farbe abzustreifen. Dieser absichtslose Vorgang bezog ich aktiv in die Gestal­tung ein, um den malerischen Prozess sichtbar zu machen. So ent­stan­den die Natur­konzen­trationen, deren Arbeit jeweils zwei Blätter umfasst: Das detailreiche gegen­ständ­liche Abbild des gefundenen Objektes und die seismo­grafisch anmutenden ungegen­ständ­lichen Farb­spuren.

Alle Arbeiten: Aquarell auf Papier, je 42 x 29,7 cm

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Jeden Tag (2000 – 2018)

In dem Bestreben, über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren, was die Künstlerin für sich und ihre Familie täglich auf den Tisch brachte, begann Langendorf im Jahr 2000 mit der Arbeit an der Tischdecke. Die Basis bildet eine handelsübliche Baumwolltischdecke in die sie die täglichen Mahlzeiten filigran mit rotem Garn einstickte. Der daraus entstandene Wortteppich ist ebenso appetit- wie phantasieanregend und bietet Gelegenheit, die Langendorf’sche Speisekarte unter unterschiedlichen Aspekten zu lesen. So lassen die einzelnen Mahlzeiten nicht nur regionale und überregionale Einflüsse erkennen, sondern lassen zudem darauf schließen, an welchen Tagen mit kulinarischen Besonderheiten aufgewartet wurde und die Tafel – womöglich für Gäste – besonders festlich gedeckt war.

Nadine Schwuchow
Text zur Ausstellungsbroschüre: Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks

Die Arbeit Jeden Tag wurde von 20.02.2000 – 15.05.2018 gestickt und dokumentiert die von mir gekochten Mahlzeiten im Zeitraum vom 20.02.2000 – 20.08.2001. Die Tischdecke belegt nicht nur einen zeitlich begrenzten Ausschnitt meiner persönlichen Biografie, sie steht auch stellvertretend für andere Familiengeschichten und deren Essensgewohnheiten. Die Höhe des materiellen Wertes der Stickerei ergibt sich aus der Summe der geleisteten Arbeitsstunden, die auf einen angemessenen Stundenlohn umgerechnet werden. Der daraus resultierende Betrag würdigt den Wert unbezahlter Care-Arbeit und macht die Leistung der Aufgabe sichtbar. (2022)

 

Fotos: Tom Gundelwein, Ingeborg Knigge,
2022 Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Fotos: Oliver Dietze
Ausstellungsansichten:
Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks

SAARLANDMUSEUM – ALTE SAMMLUNG

Foto: Florian Luxenburger

jeden Tag, 2000 – 2018, Bleistift – Heftfaden – Nähgarn auf Baumwolltischdecke, 130 x 240 cm

20.02.00 Kürbissuppe Spiegelei und Brot — 21.02.00 Mangold mit Kartoffeln — 22.02.00 Karottenzuchinigemüse Kartoffelsalat und Würstchen — 23.02.00 Hirse mit Fenchel — 24.02.00 Feldsalat mit Nüssen Steinpilzrisotto Vanilleeis Erdbeeren Mango und Sahne — 25.02.00 Tomatenreissuppe — 26.02.00 Hühnersuppe — 27.02.00 Hühnersuppe — 28.02.00 Penne und Würstchen — 29.02.00 Maultaschen in Brühe — 01.03.00 Kabeljaufilet in Weissweinsosse Fenchel und Backkartoffeln — 02.03.00 Risotto und Salat — 03.03.00 Pizza und Salat — 04.03.00 Muschelsalat und Brot Tomatenreissuppe — 05.03.00 Gormesäbsi Basmatireis und Salat — 06.03.00 Blumenkohlgratin — 08.03.00 Hähnchengeschnetzeltes Reis und Feldsalat — 12.03.00 Gemüsesuppe — 13.03.00 Hirsesuppe — 14.03.00 Rösti mit Rotebeetesalat — 15.03.00 V.K.Nudeln mit Spinat — 16.03.00 Nudelrotebeetesalat — 17.03.00 Rumpsteak Kräuterbutter Gemüse und Salat — 27.03.00 Pellkartoffeln Kräuterquark Salat — 28.03.00 Speckrösti Fleischkäse und Salat — 29.03.00 Käseomlett mit Spinat — 01.04.00 Hühnereintopf — 02.04.00 Spargeln Kalbsbraten Spätzle Erbsen und Karotten Erdbeeren Eis und Sahne — 03.04.00 Reste — 04.04.00 Tortelloni mit Gemüsesosse Salat — 06.04.00 Hirsebrei mit Spinat — 11.04.00 Frikadellen mit Ofenkartoffeln — 12.04.00 Hirse und Rotebeetesalat — 13.04.00 Putengeschnetzeltes Reis — 14.04.00 Frikadellen mit Kartoffelsalat — 15.04.00 Pizza und Salat — 16.04.00 Rotbarschkartoffelgratin mit Brokkoli — 17.04.00 Reste — 18.04.00 Fleischkäse mit Spiegelei und Brot — 19.04.00 Penne mit Tomatensosse Salat — 20.04.00 Hühnersuppe — 25.04.00 Salat mit Hühnerbrust Brot — 26.04.00 Spiegelei Spinat und Kartoffeln — 27.04.00 Speckrösti mit Gemüsesosse — 28.04.00 Penne mit Gemüsesosse Rhabarberkompott — 30.04.00 Penne Bolognese — 01.05.00 Penne Bolognese — 03.05.00 Penne mit Zuchinirahmsosse und Tomatensalat — 04.05.00 getrocknetes Rentierfleisch und Brot — 05.05.00 Tomatenreissuppe — 06.05.00 Spargeln mit Schinken und Kartoffeln — 07.05.00 Spargelcremesuppe Rösti und Salat — 08.05.00 Frikadellen Reis und Kohlrabi — 09.05.00 Tortellini und Tomatensalat — 12.05.00 Risotto und Salat — 13.05.00 Spaghetti Gorgonzola — 15.05.00 Sülze mit Musik Kartoffeln und Salat — 16.05.00 Frikadellen und Kartoffelsalat — 02.09.00 Kürbissuppe mit Brot — Pfifferlinge Reis und Salat — 05.09.00 Kotelett mit Blechkartoffeln und Tomatensalat — 06.09.00 Hühnersuppe mit Brot — 07.09.00 Hühnersuppe mit Brot — 09.09.00 Seelachs Pfifferlingsosse Reis und Salat — 11.09.00 Blumenkohlsalat und Reis — 12.09.00 Avocadodip Tacochips und Salat — 13.09.00 Bohnensalat mit Nudeln — 14.09.00 Bohnensalat und Spiegelei — 15.09.00 Maultaschen in Hühnerbrühe — 16.09.00 Pellkartoffeln und Kräuterquark — 18.09.00 Wienerle Rösti und Gemüsesosse — 19.09.00 Milchreis und Pflaumenkompott — 20.09.00 Penne und Tomatensosse — 21.09.00 Reste — 22.09.00 Maisgriessuppe — 23.09.00 Kürbissuppe mit Brot — 24.09.00 Kürbissuppe mit Brot — 25.09.00 Hirse mit Rote Beete – Karotten – Apfel – Salat — 26.09.00 Kürbis – Rote Beete – Karottensuppe — 27.09.00 Kürbis – Rote Beete – Karottensuppe Risotto mit Steinpilzen Salat Himbeeren mit Sahne — 28.09.00 Rindergulasch mit Gemüse und Bandnudeln und Salat — 30.09.00 Rinderfilet Kräuterbutter Ofenkartoffeln und Salat — 01.10.00 Carbonaratagliatelle mit Tomatensalat — 02.10.00 Maultaschen Ananas und Sahne — 03.10.00 Grillhähnchen Reis Gemüsesosse und Salat — 04.10.00 Bandnudeln mit Tomaten – Geflügelsosse und Salat — 06.10.00 Hirse mit Fenchel — 15.10.00 Maultaschen in Brühe — 16.10.00 Risotto mit Fenchel — 17.10.00 Grüne Nudeln Tomatensosse und Endiviensalat — 18.10.00 Reste — 19.10.00 Mangold und Kartoffeln — 20.10.00 Rösti Spiegelei und Salat — 21.10.00 Kürbissuppe Pilzrisotto Feldsalat Schokoladeneis — 22.10.00 Kürbissuppe Maultaschen in Brühe — 23.10.00 Kartoffelsalat und Fischstäbchen — 24.10.00 Frikadellen und Kartoffel – Mais – Salat — 25.10.00 Linseneintopf mit Westfälinger — 28.10.00 Regenbogenforelle in Butter Reis Mangoldgemüse und Endiviensalat — 29.10.00 Kartoffel – Lauch – Speck – Gratin Endiviensalat — 30.10.00 Tortellini mit Tomatensosse Endiviensalat — 31.10.00 Maultaschen in Gemüsehühnerbrühe — 01.11.00 Spiegelei Spinat Kartoffeln — 02.11.00 Kartoffelsalat mit Käse V.K.Nudeln Spinatrahmsosse — 03.11.00 Linseneintopf mit Beinscheibe — 04.11.00 Linseneintopf mit Beinscheibe — 05.11.00 Buchstabensuppe mit Lauch und Ei — 06.11.00 Maultaschen in Gemüsehühnerbrühe — 07.11.00 Maultaschen in Gemüsehühnerbrühe — 08.11.00 Fenchel in Butter gedünstet mit Polenta — 09.11.00 V.K.Nudeln mit Tomaten – Olivensosse und Endiviensalat — 10.11.00 Polentaküchlein Tomaten – Olivensosse Endiviensalat — 11.11.00 Kalbsbraten gespickt a la Christian Kartoffelbrei Apfelrotkraut Endiviensalat Waldbeereneis — 12.11.00 Reste — 13.11.00 Pizza und gemischter Salat — 14.11.00 Reste — 15.11.00 Pellkartoffeln Käse Kräuterquark Feldsalat mit Walnüssen und Speckwürfel — 16.11.00 Nudelsuppe mit Frankfurter Würstchen — 17.11.00 Speckrösti Spiegelei Endiviensalat — 18.11.00 Maultaschen mit Gemüse in Hühnerbrühe Hähnchen in Weissweinsosse Basmatireis Rotkraut -Apfelsalat Endiviensalat — 19.11.00 Reste — 20.11.00 Brokkoli – Schinken Kartoffel Gratin Endiviensalat — 22.11.00 Penne mit Tomaten – Olivensosse Endiviensalat — 23.11.00 Blumenkohl – Schinken – Auflauf Endiviensalat — 24.11.00 Karottensuppe und Obstsalat — 25.11.00 Buchstabensuppe Maultaschen Endiviensalat — 26.11.00 Mangold mit Spagetti Olio — 27.11.00 Maisgriessuppe mit Zuchini Rührei mit Schinken Blechkartoffeln gemischter Salat — 28.11.00 Spagetti Olio mit Oliven Rotkraut – Fenchel – Mais Salat — 29.11.00 Milchreis mit Zimt und Apfelkompott — 30.11.00 Buchstabensuppe mit Ei gedünstetes Gemüse — 05.12.00 Maultaschen in Hühnerbrühe Steinpilzrisotto und Salat — 06.12.00 Sardellenpizza Blattspinat und grüner Salat — Fischstäbchen Meerrettich in Sahne Pellkartoffeln und Endiviensalat — 10.12.00 Schweizer Wurstsalat und Brot — 11.12.00 Ratatouille mit Baguette — 14.12.00 Kartoffeln – Sauerkraut – Apfel Salat — 15.12.00 Bratkartoffeln mit Spiegelei und Speck — 16.12.00 Maultaschen Gemüselasagne mit Endiviensalat — 17.12.00 Buchstabensuppe Nürnberger Rostbratwürstchen Gemüselasagne mit Endiviensalat — 18.12.00 Fischstäbchen Meerrettich in Sahne Pellkartoffeln und Endiviensalat — 19.12.00 Bratkartoffeln mit Spiegelei Rote Beete – Karotten – Apfel – Meerrettich – Salat — Buchstabensuppe Bratäpfel — 21.12.00 Brokkoli mit Knoblauchbutter und Bratkartoffeln — 22.10.00 Hirse mit Kohlrabigemüse — 23.12.00 Zuchini – Tomaten – Lasagne mit Endiviensalat — 24.12.00 Feldsalat mit Walnüssen und gerösteter Speck – Stallhase in Rotweinsosse grobe Polenta und gedünsteter Rosenkohl Bratapfel mit Rosinen und Nüssen an Schlagsahne Schokorumplätzchen Vanillekipferl Zimtsterne Mailänderli — 25.12.00 Reste — 26.12.00 Kasseler Dörrbohnen und Kartoffelbrei — 27.12.00 Sauerkraut Kasseler und Pellkartoffeln — 28.12.00 Spagetti mit Karotten – Gemüsesosse Feldsalat mit Walnüssen und gerösteter Speck V.K.Nudeln mit Wurzelgemüsesosse — 29.12.00 Reste Karlsruher Eintopf — 30.12.00 Maultaschen in Hühnerbrühe – Apfelküchlein mit Vanillesosse — 31.12.00 Kabeljau in Weisswein – Sahnesosse in Buttergedünsteter Fenchel Blechkartoffeln und Endiviensalat Vanilleeis mit Orangensosse Schlagsahne Zucker und Zimt — 01.01.01 gedünstete Championblechkartoffeln und Endiviensalat — 02.01.01 Tomatenreissuppe — 03.01.01 Milchreis mit Apfel Birnen Zimt Kompott — 04.01.01 Fischstäbchen Blechkartoffeln mit Meerrettich Apfel Sahne Endiviensalat — 05.01.01 Tomatenlasagne Endiviensalat mit Mais Karottensalat — 06.01.01 Maultaschen in Hühnerbrühe – Schweizer Thon – Mayo – Kapernbrötchen — 07.01.01 Tortellini in Tomatensosse Feldsalat mit Speck Rote Beete Karottensalat — 08.01.01 Hirse mit Ingwer — 12.01.01 Schweinekotelett Tortellini mit Rahm gemischter Salat — 13.01.01 Buchstabensuppe Spinattagliatelle mit fruchtiger Tomaten – Lorbeersosse — 14.01.01 Rahmspinat Spiegelei und Gemüsekartoffelbrei — 15.01.01 Spagetti Gorgonzola Karotten Sellerieapfelsalat Endiviensalat — 16.01.01 Buchstabensuppe mit Wurzelgemüse Milchreis mit Zimt – Apfel – Kompott — 17.01.01 selbstgemachte Hamburger — 18.01.01 Kartoffel – Brokkoli – Schinken Kopfsalat — 20.01.01 Maisgriesbrei mit Apfel und Zimt Hühnersuppe mit Gemüse und Weisswein — 21.01.01 Reste Tortellini mit Tomatenrahmsosse und Salat — 22.01.01 Buchstabensuppe – Spinat Eieromlett Kuchen Chicoreesalat — 23.01.01 Rote – Beete Kartoffelgemüse Polenta mit Championsosse Sellerie – Karotten – Salat — 24.01.01 Maultaschen Schweizer Thonbrötchen — 25.01.01 Maisschnitten Tomatensosse Chicoreesalat — 29.01.01 Pasta mit Tomaten – Olivensosse Feldsalat mit Parmesan und Champions — 30.01.01 Pasta von gestern mit Käse und Pilzen überbacken Kopfsalat — 31.01.01 Spiegelei Lauchgemüse Pellkartoffeln — 01.02.01 Frikadellen Kohlrabigemüse Kartoffeln Endiviensalat — 02.02.01 Gormehsäbsi mit Basmatireis — 03.02.01 Kabeljaufilet in Weissweinrahmsauce mit Basmatireis und Fenchelgemüse — 04.02.01 Brokkoligemüse Ofenkartoffeln Kräuterquark — 05.02.01 Penne Napoli mit Endiviensalat — 06.02.01 Blumenkohl – Schinken – Kartoffel – Gratin — 08.02.01 Milchreis mit heissen Himbeeren — 08.02.01 Sellerie – Möhren – Apfel – Rohkost — Spagetti mit Frischkäseolivensauce — 09.02.01 Lauchcremesuppe mit Brot — 10.02.01 Brot mit Aufstrichen — Müsli — 11.02.01 Blumenkohl Kartoffeln in Käsesosse – Mangoldcremesuppe — 12.02.01 Kartoffeln und Gemüse mit Käse –- 13.02.01 Championspuffer mit Endiviensalat – Brokkoli und Kohlrabikartoffeln – Sauce Mornay — 14.02.01 Quiche Lorraine mit Endiviensalat — 15.02.01 V-K-Nudeln mit Tomatensosse und Endiviensalat — 16.02.01 Maultaschen mit Kräuter – Putenfüllung in Hühnerbrühe — 17.02.01 Müsli – Lachsaufstrich – Brot — Maultaschen in Brühe — V-K Nudeln Tomatensosse u. Endiviensalat — 18.02.01 Selleriesalat – Endiviensalat – Kräuterbutter und Brot — 19.02.01 Quiche Lorraine – Endiviensalat — 20.02.01 Gemüse – Kartoffeln – Sauce Mornay — 21.02.01 Argentinisches Huftsteak – Kräuterbutter – Blechkartoffeln – Endiviensalat — 22.02.01 Quiche Lorraine – Linseneintopf — 23.02.01 Reste – Boullion mit Ei — 24.02.01 Milchreis mit Apfelschnitz — 25.02.01 Gemüsesuppe – Elsässer Apfeltorte — 26.02.01 Gemüseweizencremesuppe – Avocado mit Öl — 27.02.01 Lauchkuchen Fenchel mit Kartoffeln und Endiviensalat — 28.02.01 Griesbrei mit Heidelbeeren — 03.03.01 gedämpfter Lachs – Zitronensauce – Fenchelgemüse mit Basmatireis — 04.03.01 VK-Nudeln – Tomatengemüsesausse – Endiviensalat — 05.03.01 Kartoffelpuffer mit Kräuterschmand – Sellerieapfelrohkost — 06.03.01 gedämpfte Kartoffeln – Kohlrabi mit Sauce Mornay — 07.03.01 Quiche Lorraine – Karottensalat — 08.03.01 Straussenfilet – grüne Spinatnudeln an Steinpilzsosse – gemischter Salat – Johannisbeereis mit Orangensosse — 09.03.01 selbstgemachte Maultaschen — 10.03.01 Maultaschen – grüne Nudeln mit Tomaten – Curry – Rahmsauce – gem. Salat — 11.03.01 Maultaschen – Sellerierohkost – Paprikamaissalat – Himbeereis — 12.03.01 Fischstäbchen – Meerrettichsahne – Kartoffeln – Brokkoli – Mousse au Chocolat — 13.03.01 Quiche Lorraine — 14.03.01 grüne Nudeln mit Tomaten – Curry – Rahmsauce – Endiviensalat – Mandelpudding — 15.03.01 Auberginenfächer mit VK-Reis — 16.03.01 Minestrone mit VK-Reis — 17.03.01 Müsli – Kuchen – Tagliatelle mit Tomatensosse — 18.03.01 Spinatquiche – Tomatensalat — 19.03.01 Gemüselasagne – gem. Salat — 20.03.01 Reste – Rinderfilet mit Kräuterbutter – Kartoffeln und Brokkoli — 21.03.01 Champions gedünstet -Ofenkartoffeln – gem. Salat — Tagliatelle mit Tomatencurrysahnesauce – gem. Salat – Schweizer Rüblitorte — 25.03.01 Birchermüsli — 26.03.01 Kasseler mit Dörrbohnen und Kartoffelbrei — 27.03.01 Fischstäbchen – Meerrettichsahne – Dampfkartoffeln – Brokkoli — 28.03.01 gedämpfter Lachs – Championsahne mit Tagliatelle – Nüsslisalat — 29.03.01 Kartoffelsuppe mit Brot — 30.03.01 Quiche Lorraine — 31.03.01 Forelle mit Dillsosse – gedämpfte Kartoffeln und gem. Gemüse — 01.04.01 Spagetti Pomodori – Endiviensalat — 02.04.01 Lachspastete – Brot und Käse – gem. Salat — 03.04.01 Königsberger Klopse – Reis Rote Beete – Meerrettich – Apfelsalat — 04.04.01 Kartoffelsuppe — 05.04.01 gedämpftes Gemüse – Kartoffeln und Käsesauce — 06.04.01 V-K Nudeln -Tomaten – Thunfischsauce – gem. Salat — 07.04.01 Pilzrisotto – grüner Salat — 08.04.01 Maultaschen – Rumpsteak mit grüner Pfefferbutter – Ofenkartoffeln – gemischter Salat – Erdbeersahne — 09.04.01 Schwarzwälder Kirschtorte -Rueblikuchen – Tirolerkuchen – Elsässer Apfelkuchen — 10.04.01 gedämpfte Kartoffeln – Brokkoli – geräucherte Forelle mit Meerrettichschmand — 11.04.01 Spinat – Spiegelei – Kartoffelbrei — 12.04.01 Quiche Lorraine – Rote Beete Karottenselleriesalat — 13.04.01 Fischstäbchen – gedämpfte Kartoffeln mit Fenchel – Penne mit Tomatensosse – Rote Beete – Karotten – Sellerie – Salat — 14.04.01 Reste — 16.04.01 Birchermüsli — 17.04.01 Spargeln – Schinken – Kartoffeln und Feldsalat — 18.04.01 Blattspinat — 19.04.01 Linseneintopf – Himbeereis — 20.04.01 Kartoffelauflauf – Kohlrabi und Chicoree – Apfelsalat — 21.04.01 gemischter Salat – Brot und Käse – Rhabarberkuchen — 22.04.01 Sauerkraut – Kasseler und Westfälinger mit Kartoffelbrei – Rührei – Käse – Erdbeer – Rhabarbermarmelade und Brot — 23.04.01 Erdbeerbirchermüsli – Käse – Marmelade und Brot — 24.04.01 Spinatquiche und gem. Salat — 25.04.01 Championscremesuppe und Brot — 26.04.01 Frikadellen – gedämpfte Kartoffeln – Brokkoli und Tomatensalat — 27.04.01 Reste — 28.04.01 Gemüsesuppe — 29.04.01 Rührei mit Schinken und Brot – VK.Nudeln mit Championrahmsosse – Salat — 30.04.01 Reste – Käsestangen — 02.05.01 Tomatenreissuppe – Grillhähnchen – Karottensalat – gem. Salat — 03.05.01 Kartoffelsuppe mit Brot — 04.05.01 Kartoffelsuppe mit rohem Gemüse – Maultaschen in Hühnerbrühe – Selleriesalat — 05.05.01 Maultaschen – Erdbeermüsli – Kartoffel – Karottenbrei – gedämpfte Zuchini mit Frischkäse gefüllt — 06.05.01 Reste – gedämpfte Kartoffeln mit Kohlrabi – Fischstäbchen – Meerrettichsahne — 07.05.01 Kartoffel Karottenbrei – gedämpfte Zuchini – gefüllt mit grünem Pfeffer Frischkäse – gem. Salat — 08.05.01 Rührei – Birchermüsli – Tortellini al Panna – gem. Salat — 09.05.01 Tortellini in Brühe – VK. Nudeln mit Tomatensosse – gem. Salat — 10.05.01 Geflügel – Champions in Zitronensaft Ofenkartoffeln gem. Salat — 11.05.01 Spinatquiche Tomatensalat gem. Salat – Himbeereis — 12.05.01 Rührei Spinatquiche – Rhabarberkuchen – Spagetti mit Pesto gem. Salat — 13.05.01 Spargeln gedämpfte Kartoffeln – Schwarzwälder Schinken – Rhabarberkuchen — 14.05.01 Spargelkartoffelsuppe – Tomatenmozarellasalat Käse – Brot — 15.05.01 Spargeln -Kartoffeln -Schinken — 16.05.01 Steinpilzrisotto – Sellerie – Apfelsalat – Rotebeetekarottensalat — 17.05.01 Spagetti Pomodori – Grüner Salat — 18.05.01 Fischstäbchen – Mayo – Ofenkartoffeln – gem. Salat — 19.05.01 Buchstabensuppe mit Ei – Schweinebraten mit Knoblauch gespickt – Kartoffelbrei – Blumenkohl – gem. Salat – Erdbeeren und Schlagsahne – Nuss Schoko – Kuchen — 20.05.01 Reste — 21.05.01 Spagetti Pest – Tomatenmozarellasalat — 22.05.01 Käsestangen – Karotten – Rotebeetesalat — 23.05.01 Brot – Käse – Salami – Erdbeeren — 24.05.01 Brokkolisalat – Spiegelei mit Speck und Brot — 25.05.01 Serranoschinken – Melone und Brot — 26.05.01 Rote Beetekarottenapfelsalat – rote Paprika und Brot – Himbeereis – Grüne Sosse Ei und Kartoffeln – Salat — 27.05.01 Serranoschinken – Melone – Tomatensalat – Mozzarella und Brot — 28.05.01 VK-Nudeln mit Rahmspinat – Rühreimakkaroni — 29.05.01 Kohlrabi mit Parmesan — 02.06.01 Spagetti Pesto – Tomaten Mozzarellasalat — Rührei – Rhabarberkuchen – Maultaschen – Hühnerbrust mariniert mit Brokkoli – Championsrahmsosse Basmatireis – Eichblattsalat — 04.06.01 Reste – Bandnudeln mit Gemüsesosse — 05.06.01 Kartoffelsalat mit Ei – Würstchen – gem. Salat — 06.06.01 Bandnudeln mit Pesto – Tomatensalat — 07.06.01 Kartoffelsuppe mit Brot — 08.06.01 Gormeh Säbsi Basmatireis – gem. Salat — 09.06.01 Reste – Tiroler Cake — 10.06.01 Tagliatelle mit Thunfisch Kapern Gemüsesosse – Salat — 11.06.01 Tomaten Mozzarella Basilikum – Crevetten in Mayonaise – Oliven Kräuterbutter verschiedene Tschapatabrote – Melone mit Serranoschinken – selbstgemachte Tortellini in Butter – in Knoblauch eingelegte Lammkoteletts – Rucolasalat – Käseplatte – Feigen und Erdbeeren in Sahne — 13.06.01 Reste- Pellkartoffeln mit Kräuterbutter — 15.06.01 Tortelloni mit Gemüsesosse — 16.06.01 Tagliatelle mit Pesto – gem. Salat — 17.06.01 Spinatquiche -grüner Salat — 18.06.01 Reste – Tomatensalat – Karottensalat — 19.06.01 Pellkartoffeln mit Käse Kräuterschmand Butter – grüner Salat — 20.06.01 Melone Serranoschinken – Spagetti mit Gorgonzolasauce – gem. Salat — 21.06.01 Rösti Käse – Tomaten Paprikasalat – Rotebeetesalat — 22.06.01 Tagliatelle mit Tomatensosse – gem. Salat — 23.06.01 Hackfleischbällchen an Currysosse – Paprikagemüse und Reis -grüner Salat — 24.06.01 Birchermüsli — 25.06.01 Tagliatelle mit Gemüsesosse – gem. Salat — 27.06.01 Melone Parmaschinken – Spagetti Pesto – gem. Salat — 28.06.01 Reste — 30.06.01 Birchermüsli – Maultaschen in Hühnerbrühe – Pellkartoffeln Käse Frischkäse mit Zwiebeln grüner Salat — 01.07.01 Reste — 02.07.01 Rotebeetesuppe – Tirolernuss – Schokokuchen — 03.07.01 Rotebeetesuppe gem. Salat — 04.07.01 Zuchini – Kartoffeln – Karotten gedämpft mit Käse – Reste — 23.07.01 Bandnudeln mit Puten – Championsrahmsauce — 26.07.01 VK- Spiralnnudeln mit Tomatenpaprikasosse – Paprikamaissalat mit Käsebrot — 27.07.01 Reste — 28.07.01 gedämpftes Gemüse und Reis – Penne mit Pesto – Tomatensalat mit Mozarella — 29.07.01 Griesbrei mit Ananas – Nektarinenmuss – Reste — 30.07.01 gem. Salat – Brot mit Pesto — 31.07.01 Nudelsalat mit Paprika Gurken Tomaten — 01.08.01 Pommesfrites mit Tomatengurkenpaprikasalat — 02.08.01 Cantaloupemelone mit umbrischem Schinken – Tortellini mit Ricotta und Spinat mit Pfifferlingsosse – grüner Salat mit Rucola — 03.08.01 Reste – Melone mit Schinken – Ofenkartoffeln mit grünem Pfeffersauerrahm – grüner Salat mit Rucola — 04.08.01 gedämpftes Mischgemüse – grüne Tagliatelle mit Tomatensosse – gem. Salat – Zwetschgenwähe — 05.08.01 Maultaschen in Gemüsebrühe – Kaffee und Kuchen — 06.08.01 Gulasch mit Paprika und Auberginen – Basmatireis – gem. Salat — 07.08.01 Reste — 08.08.01 Tagliatelle mit Pesto – Tomatenmozarellasalat — 09.08.01 Ofenkartoffeln – Pilzsahnesosse – gem. Salat — 11.08.01 Griesbrei mit Früchtekompott – Spagetti Olio mit Tomatenmozzarella – Salat — 12.08.01 Apfelkuchen – Penne mit Pesto – Paprikasalat — 14.08.01 Blechkartoffeln – Spinat – gebratene Hähnchenschenkel — 15.08.01 Geflügelananasnudelsalat – griechischer Salat — 16.08.01 Thunfischkapernnudelsalat – Tomatengurkenolivensalat — 17.08.01 Schweizer Wurstsalat – Kartoffelsalat — 18.08.01 Putenauberginenzuchinichampionpfanne — 19.08.01 Kartoffelsalat – Penne mit Pesto – gem. Salat – Fruchtsahne — 20.08.01 Karottensalat – Eiernudelsalat

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Von Socken und Seifen (2012 – 2016)

In der Werkgruppe von Socken und Seifen wende ich mich banalen Dingen zu, die zu unserem alltäglichen Umfeld gehören und denen in der Regel wenig Beachtung geschenkt wird. Briefumschläge, Schokoladenverpackungen, Kassenzettel, Brotkrumen, Socken, Seifen und andere Objekte bilden die Vorlagen für die kleinformatigen Bilder.

Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob diese Dinge als malwürdig betrachtet werden können und was übrig bleibt, wenn sich bedeutungsvollen Konzepten, großen Themen und hohen Erwartungen verweigert wird. Es entstehen Bilder, die allein mit Mitteln der Malerei und unter Vermeidung vordergründiger Effekte die Dinge in ihrer sinnlichen Gegenständlichkeit und plastischen Präsenz evozieren. 

Indem ich profanes aus großer, ja beinahe intimer Nähe wahrnehme und ins Zentrum meiner Arbeit rücke, transforme ich Aufmerksamkeit, Zeit und Farbe in die schlichte Schönheit einer karg wie kostbar schimmernden Malerei.

Ausstellungs­ansichten

Saarländische Galerie – Europäisches Kunstforum, Berlin
30.04. – 05.06.2016
Ausstellungsansichten
Fotos der Arbeiten: Ingeborg Knigge

Andreas Bee – Allernächste Dinge

„Man trifft, wenn man sich umsieht, immer auf Menschen, welche ihr Leben lang Eier gegessen haben, ohne zu bemerken, daß die länglichen die wohlschmeckendsten sind, welche nicht wissen, daß ein Gewitter dem Unterleib förderlich ist, daß Wohlgerüche in kalter klarer Luft am stärksten riechen, daß unser Geschmackssinn an verschiedenen Stellen des Mundes ungleich ist, daß jede Mahlzeit, bei der man gut spricht oder gut hört, dem Magen Nachteil bringt. Man mag mit diesen Beispielen für den Mangel an Beobachtungssinn nicht zufrieden sein, um so mehr möge man zugestehen, daß die allernächsten Dinge von den meisten sehr schlecht gesehen, sehr selten beachtet werden.“

Wenn wir auf Sätze wie diese stoßen, zustimmend bei ihnen verweilen und sie uns schließlich aneignen, geschieht das wohl, weil wir vom ersten Moment an das Gefühl haben, sie seien eigentlich nur deshalb aufgeschrieben worden, damit wir sie lesen. Nicht selten glauben wir sogar im Urheber jener Gedanken einen Freund, einen Verbündeten oder einen Weggefährten erkennen zu können. Ja, manch ein Leser befindet sich auf einer beständigen Suche nach solchen Sätzen, ist geradezu darauf erpicht, sich von einer vertraut erscheinenden Erfahrung eines anderen stimulieren zu lassen, von einer Erkenntnis, von der er annimmt, dass auch er sie schon einmal gemacht hat oder wenigsten hätte machen können.

Es sind ganz ähnliche Gründe, warum manche von uns auf Bilder zugehen, sich mit Bildern umgeben, sie anschauen und diese dann, wie gute Sätze, oft lange, vielleicht sogar ein Leben lang mit sich tragen. Möglicherweise begeben wir uns nur deshalb immer wieder in Gesellschaft von Bildern, weil wir einmal intensiv erleben durften, dass Bilder etwas ganz Besonderes erfahrbar machen, etwas, dass uns ohne sie nicht zugänglich wäre. Das aber, was wir in der Begegnung mit Bildern erlebt haben, macht Lust auf mehr und deshalb suchen wir Augenmenschen in der täglichen Bilderflut immer weiter nach diesen seltenen, unsere Weltvorstellung erweiternden Bildern, so wie andere ständig nach guten Sätzen auf der Lauer liegen. Wir wollen Bilder, bei denen wir spüren, dass sie für uns gemacht wurden, Bilder, für die wir besser geeignet erscheinen, als die meisten anderen Zeitgenossen, für die wir prädestiniert sind, die wir unmittelbar verstehen, begreifen und uns ganz und gar anverwandeln können. Wir suchen nach unvordenklichen Arbeiten, nach Werken, von denen wir zwar noch nicht wissen, wie sie beschaffen sind, von denen wir aber glauben, dass sie bereits existieren und irgendwo auf uns warten.

Treffen wir auf solche Bilder, dann müssen sie zunächst in einem Akt der Betrachtung belebt werden. Dass sie da sind, genügt noch nicht. Von der Qualität der Erweckung hängt schließlich alles ab. Erst durch die Leistung eines schöpferischen Betrachters kann das Bild zu einer Passage in eine andere Welt werden und der Austausch von Erfahrungen zwischen dem Bekannten und Unbekannten gelingen.

Bei Gabriele Langendorf besteht die Magie ihrer Bilder darin, dass sie einfache Dinge in Malerei überträgt und erfahrbar macht. Indem sie sich ausgiebig den Dingen widmet, sie intensiv betrachtet, werden sie komplex und wandeln sich in etwas faszinierend Fremdes. So kommt eine andere als die oberflächliche Seite ihres Seins zur Geltung. Es ist also der obsessive Blick der Künstlerin, der das Objekt transformiert. Durch ihn verändert sich nicht nur das Objekt, sondern gleichzeitig auch derjenige, der es betrachtet.

Das alles geschieht eher beiläufig. Wer wie Gabriele Langendorf seit Jahrzehnten zu malen gewohnt ist, der malt auch ohne Absicht, vielleicht sogar ohne Gedanken. Malen ist dann wie leben, auch wenn es uns vielleicht zunächst erschrecken mag, dass das eine wie das andere auf diese Weise gelingt und sinnvoll ist und dass man auf die eine oder andere Art Distanzen überbrücken und Gemeinschaften bilden kann. Entscheidend ist nur, ob wir durch unser Handeln den anderen erreichen. Gelingt uns dies, dann ist schon viel gewonnen. Nicht selten wird ein Kontakt als besonders intensiv empfunden, wenn wir uns über eine fehlende Erfahrung, über einen Mangel austauschen können. Über den verkümmerten Beobachtungssinn der Zeitgenossen etwa oder darüber, dass viele unter uns die allernächsten Dinge nicht wirklich wahrzunehmen willens oder in der Lage sind.

Wie schön, beeindruckend und betrachtenswert die banalsten Dinge sein können, vermitteln die kleinformatigen Bilder von Gabriele Langendorf. Indem sich die Künstlerin alltäglichen Dingen zuwendet, bekommen sie eine Chance, mit gebührender Aufmerksamkeit betrachtet zu werden. Es geht ihr nicht darum, die Welt zu spiegeln. Durch die malerische Verfremdung zeigt sich zum Beispiel die Schönheit einer Schokolade in silbrig glänzendem Stanniolpapier, überträgt sich die beruhigende Akkuratesse eines gewöhnlichen Kassenzettel oder wird anhand von ungeduldig aufgerissenen Briefumschlägen die Neugier gegenüber den zugesandten Mitteilungen nachspürbar. Doch die Dinge müssen nicht unbedingt eine Geschichte andeuten, sie genügen sich in der Regel selbst. Ein Seifenstück, ein paar Eier, eine tote Maus, eine Pillenverpackung mit drei orangefarbenen Pillen, der an einem Nagel hängende Gummiring eines Einmachglases, ein gefaltetes weißes Tuch, ein wattierter Briefumschlag mit Küchenmesser oder ein Küchenschwamm mit Ehering sind für sich gesehen interessant genug, um ausgiebig beachtet zu werden.

Für Nietzsche stand außer Frage, dass die Geringschätzung der allernächsten Dinge folgenschwer sein würde. Er war der Meinung, es lassen sich aus dem Mangel an Aufmerksamkeit „fast alle leiblichen und seelischen Gebrechen der einzelnen ableiten: nicht zu wissen, was uns förderlich, was uns schädlich ist, in der Einrichtung der Lebensweise, Verteilung des Tages, Zeit und Auswahl des Verkehres, in Beruf und Muße, Befehlen und Gehorchen, Natur- und Kunstempfinden, Essen, Schlafen und Nachdenken; im Kleinsten und Alltäglichsten unwissend zu sein und keine scharfen Augen zu haben – das ist es, was die Erde für viele zu einer „Wiese des Unheils“ macht. Man sage nicht, es liege hier wie überall an der menschlichen Unvernunft: vielmehr – Vernunft genug und übergenug ist da, aber sie wird falsch gerichtet und künstlich von jenen kleinen und allernächsten Dingen abgelenkt.“ 1

Mit ihren Bildern widmet sich Gabriele Langendorf nicht nur den allernächsten Dingen, sie bringt darüberhinaus auch eine große Gelassenheit gegenüber ihrer Profession und ihrem Anspruch als Malerin zum Ausdruck. Eben weil die Serie der neuen Bilder nicht an der äußersten Grenze der virtuosen Möglichkeiten der Künstlerin angesiedelt ist, hinterlassen die Arbeiten beim Betrachter einen wohltuend entspannten Eindruck. Sie strahlen – wie alle guten Dinge – etwas Lässiges aus.

Andreas Bee

1 Friedrich Nietzsche, Werke in drei Bänden, Hg. Karl Schlechta, München 1981, Bd. I. 874 (6) Die irdische Gebrechlichkeit und ihre Hauptursache

Andreas Bee – Intimate Things

“If one looks around, one will always come across people who have spent their life eating eggs without noticing that the elongated ones taste best; or that a thunder-storm stimulates the abdomen; that good smells smell stronger in cold, clear air; that our sense of taste differs depending on the area of our mouth; or that if we have enjoyed talking and listening at a meal the food will not be so well digested. These examples highlight a lack of general observation which may be unsatisfactory, although we all know that intimate things are often overlooked and seldom considered.”

When we come across such passages and linger over them in acquiescence only to absorb them as our own, we do so because from the very first moment, we have the feeling that they were written especially for us to read. We often believe ourselves able to recognize the author behind thoughts as a friend, an ally or a companion. Yes, some readers are continually on the lookout for such passages, being inclined to be inspired by experiences that seem familiar or insights that they assume that they have (or at least could have) had.

For similar reasons some of us are attracted to, surround ourselves with, and look at pictures, and as with good literary passages, we end up carrying them around with us for a long time – sometimes even a lifetime. Possibly, we continually seek the companionship of pictures because, from our own experience, we are aware that pictures hold the key to another, more intense world. The more pictures we visual people encounter, the more we want to see. Just as others are always on the lookout for good literary passages, we continually scan the daily flood of images, looking for those rare pictures that will widen our horizon. We want pictures that we feel have been made for us, pictures that seem better suited to us than to any other of our contemporaries, that are predestined for us, that we instinctively understand, comprehend – pictures capable of transforming us. We are searching for works that no-one could have imagined, for pictures that have as yet no form but in whose existence we believe and are somewhere, out there, waiting for us.

When we come across such pictures they must first be brought to life through the act of looking. That they are there is not enough. Everything hangs on the quality of the awakening. It is only through the efforts of a creative beholder that a picture can become a passage into another world and experiences can be swapped between the known and the unknown.

The magic in Gabriele Langedorf’s pictures lies in her ability to make us acquainted with simple things. Through her commitment to them, the objects, which have been intensely observed, become complex and are transformed into fascinatingly strange things. Something other than their superficial being comes to the fore. It is the obsessive gaze of the artist that transforms the objects. Yet it is not only the object that undergoes this change, but likewise the viewer.

It all seems to happen incidentally. If, like Gabriele Langendorf, one has been painting for decades, one paints without intention and perhaps even without thinking. Painting has then become like living. That painting as well as living can exist in this way and still have meaning, may at first seem surprising; that they can, in one form or another, bridge distances and develop affinities. It is our actions that decide whether we are able to connect, but if we manage, then it is our gain. It is not uncommon that a friendship is felt to be especially intense when built on an exchange of shared misadventures or disappointments. It is difficult to tell whether this results from the troubled outlook of one’s contemporaries or that many of us cannot or will not recognize those things which are closest to them.

Gabriele Langendorf’s small paintings impress upon us how beautiful, impressive and worth studying banal objects can be. In choosing simple, everyday things, she gives them a chance to be viewed with a demanding attentiveness. She is not interested in mirroring the world. Using painting to estrange, she shows us the beauty of chocolate in a shiny, silver wrapper. She manages to carry over the soothing accuracy of an everyday shopping receipt or in painting torn- open envelopes, she conveys the feeling of impatience to know the contents within. The objects do not, however, have to tell a story. They are often enough on their own. A piece of soap, some eggs, a dead mouse, a medicine packet containing three orange-coloured pills, the rubber ring of a preserving glass hanging on a nail, a folded white cloth, a padded envelope with kitchen knife or a washing-up sponge with a wedding ring, are all found worthy enough to be studied intensely by Langendorf.

Nietzsche believed indisputably that should one take ordinary objects for granted there would be consequences to pay. He was of the view „that from this defect are derived nearly all the bodily and spiritual infirmities of the individual. Ignorance of what is good and bad for us, in the arrangement of our mode of life, the division of our day, the selection of our friends and the time we devote to them, in business and leisure, commanding and obeying, our feeling for nature and for art, our eating, sleeping, and meditation; ignorance and lack of keen perceptions in the smallest and most ordinary details this it is that makes the world „a vale of tears“ for so many. Let us not say that here as everywhere the fault lies with human unreason. Of reason there is enough and to spare, but it is wrongly directed and artificially diverted from these little intimate things.“ 1

In her paintings, Gabriele Langendorf not only devotes herself to ordinary objects, but also manages to convey a certain laid-back attitude to her professorship and to the demands on a painter. The very fact that this series of new paintings does not test the outer limits of her painterly virtuosity, leaves the viewer with a benevolent, relaxed impression. They radiate – as with all good things-a certain laissez-faire.

Andeas Bee

Translation: Charlotte Hartmann

1 Friedrich Nietzsche, Human, All too Human, Part II, The Wanderer and his Shadow, (6) Earthly Infirmities and their Main Cause. Trans. Paul V. Cohen London, 1934

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rund (1988 – 2015)

Drei Bilder: Gudereit von 1988, Sportwagen von 1999 und Hoopmania von 2015. Zwischen den einzelnen Arbeiten liegen 27 Jahre und sie gehören keiner Werkgruppe an, es sind solitäre Bilder. Sie zeigen reale Gegenstände aus meinem persönlichen Gebrauch, die für Mobilität und Bewegung stehen.
Sie sind nicht nach fotografischen Vorlagen, sondern direkt nach dem Original gemalt. Aus der nahen Beobachtung und Aneinanderreihung einzelner Details erschaffe ich Bildkonstruktionen, die eine neue Perspektive ergeben.

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Atmosphärische Störungen (2009 – 2012)

„Die knappen, spontan formulierten und überaus dynamischen Bildszenen, die sich meist auf eine einzelne Figur beschränken, erinnern in ihrer Prägnanz und ihrer pointierten Komik an Cartoons, referieren jedoch auf Bedingungen der Malerei, indem sie den Malvorgang selbst zum Anlass des figürlichen Bildgeschehens machen. Gestische Farbspuren, während des Malens entstandene Zufallsprodukte, die hier eine neue Verwendung finden, initiieren skurrile Bildgeschichten, in denen Figuren auf die malerische Geste reagieren und das informelle Farbgeschehen gegenständlich umdeuten. Die Kleinheit der Figuren in Relation zu der vermeintlichen Wichtigkeit ihrer Aufgabe, der absurde Bedeutungsmaßstab von menschlicher Figur und malerischer Geste, an der sie sich abmüht, konterkarieren jede Sinnhaftigkeit.“

Nicole Nix-Hauck
Aus dem Text: Zu den neuen Arbeiten Gabriele Langendorfs im Katalog Atmosphärische Störungen, 2010

Städtische Galerie, Neunkirchen, 2010
Fotos: Rainer Maria Engelhardt

Galerie Robert Keller, Kandern, 2011

Alle Arbeiten Öl auf Papier, 44 x 63 cm, Fotos: Ingeborg Knigge

Nicole Nix-Hauck – Zu den neuen Arbeiten Gabriele Langendorfs

Gabriele Langendorf beschäftigt sich in ihrem malerischen und zeichnerischen Werk seit vielen Jahren mit Räumen im weitesten Sinne. Ihre seriell konzipierten Bildfolgen setzen Bestimmungs- und Wahrnehmungskategorien von »Innen« und »Außen« mit der Dualität von Zivilisation und Natur auf subtile Weise miteinander in Beziehung. Physikalisch determinierte Räume und Lebensräume, geschlossene und offene Räume, architektonische und Landschaftsräume wurden so zum Gegenstand motivisch gebundener Werkgruppen: Hochhausfassaden, Hotelzimmer und private Schlafzimmer, Fensterblicke vom Raum in die Natur und vom Schiff hinaus auf das Meer, in die Umgebung. Und immer wieder Bilder von Schiffen in weitläufigen Wasserlandschaften – mobile, vielfältig nutzbare »Räume«, doch auch viel mehr als das: Projektionsflächen unzähliger Assoziationen, Sinnbilder, Sehnsuchtsbilder.

In den Arbeiten von Gabriele Langendorf geht es um Räume, Orte und um deren Wechsel, um das Unterwegssein, das Er-Fahren von Topographie. Es geht damit um etwas, das ganz wesentlich den Menschen und sein Verhältnis zur Welt betrifft. Doch die menschliche Figur trat im OEuvre Gabriele Langendorfs bis vor wenigen Jahren nicht in Erscheinung. Die Auseinandersetzung mit Natur und den Lebens- und Wahrnehmungsräumen des Menschen wurde, der ursprünglich streng konzeptionellen Ausrichtung im Gegenständlichen folgend, ohne den Protagonisten geführt. Seit etwa 2003 lässt sich jedoch eine deutliche thematische Erweiterung und stilistische Neuorientierung im Werk der Künstlerin konstatieren. Es beginnt, sich breiter aufzufächern; Arbeiten auf Papier in unterschiedlichen Techniken gewinnen Raum als eigenständiges Medium und zur Erprobung neuer figurativer Bildlösungen. Die großformatigen Leinwandarbeiten sind von dieser Entwicklung nicht unbeeinflusst geblieben, sondern haben sich längst vom eng abgesteckten Motivkreis und den formalen Bindungen der Serie gelöst und beanspruchen Geltung als autonome Einzelwerke. War in den frühen Landschaftsszenen und Schiffsbildern die Abwesenheit des Menschen nicht mehr und nicht weniger als ein gegebenes Faktum, so gibt sie nun Anlass zur differenzierten Bildbefragung.

Exemplarisch hierfür steht die Arbeit Brücke 1 aus dem Jahre 2005. Die im Hintergrund einer offenen, geometrischen Brückenkonstruktion im Nebel liegende Insel ist an Arnold Boecklins berühmte Toteninsel angelehnt, die zwischen 1880 und 1886 in fünf Fassungen entstand. Von dem abgeschiedenen, geheimnisvollen Ort im unbeweglichen, spiegelglatten Wasser geht eine melancholische, ja fast mystische Stimmung aus. Während bei Boecklin die angedeutete Bebauung mit in die Felsen eingelassenen Grabkammern auf das Reich des Todes verweist, das aus der Zeit herausgehoben scheint, deuten die Spuren der Zivilisation im Bilde Gabriele Langendorfs auf profane, dennoch nicht erschließbare Zusammenhänge. So ist der Betrachter unweigerlich geneigt, die gegenständlichen Versatzstücke, gleichsam stellvertretend für die nicht anwesenden Menschen, als Hinweise auf ein Geschehen zu interpretieren. Sind das Schlauchboot und das hinter den Felsen halb versteckte Zelt Hinweise auf Camper? Oder passieren hier andere, geheimnisvollere Dinge? Boot, Zelt und die nicht begehbare Brücke, die sich über die gesamte Szenerie spannt, nicht aber zur Insel führt, erscheinen im bildlichen Kontext als rätselhafte Elemente, ja als Störfaktoren, die die ursprünglich angelegte romantische Stimmung konterkarieren.

Oft spielt Gabriele Langendorf in ihren Landschafts- und Schiffsbildern mit den Grenzen und den Übergängen zwischen zwei Zuständen, mit denen verschiedene Assoziationen und emotionale Gestimmtheiten verbunden sind. Alles ist ruhig in diesen Bildern, die eigentlich von der Bewegung handeln, vom Sich- Fortbewegen zu Wasser und zu Lande, mit verschiedenen Vehikeln, mit Schiffen meistens, aber auch mit Wohnmobilen, mit Autos. Alles steht still – und alles kann jederzeit umschlagen. Nur der Punkt, wann dies geschieht, ist ungewiss. Es ist eine Ruhe in den Bildern, die beunruhigt. Sie liegt über der düsteren Insel mit den schemenhaft aus blass-blauer Dämmerung aufragenden Baumsilhouetten, über dem nebelverhangenen Riesenfrachter, der verhalten im durchscheinenden Sonnenlicht leuchtet und dessen Rumpf in roten Rostbächen zu zerfließen scheint, oder über der unheilvoll-schönen Szenerie des Petroltankers, dessen irreale Beleuchtung sich im grünlich-fahlen Licht seiner dunstigen, wie kontaminiert erscheinenden Umgebung fast gespenstisch aushebt. Es ist dieselbe Ruhe, die über dem verlassenen Frachtschiff liegt, das im rotbraunen, von silbrig schimmernden Öllachen durchzogenen Schlick seinem Verfall entgegensieht, und die die surreal anmutende Atmosphäre abendlicher Landstraßen erfüllt, auf denen kein Verkehr herrscht, wo nur die Umrisse eines einsamen Campingwagens neben denen einer wartenden Frauengestalt am regennassen Straßenrand auftauchen, oder ein liegen gebliebener, vielleicht von den Insassen verlassener Sportwagen die Fahrbahn versperrt.

Wie für Arnold Boecklin, der sich auf die Frage nach der Bedeutung seiner Toteninsel, die implizierte Behauptung vorausnehmend, ausdrücklich dagegen verwahrte, »Bilderrätsel« zu malen, so gilt auch für Gabriele Langendorf, dass sie ihre Bilder nicht als Rätsel im anekdotischen Sinne anlegt. Doch die Rätselhaftigkeit ist durchaus intendiert, ja sie eignet diesen Bildern wesenhaft an. Nicht das, was in ihnen geschieht, ist das Rätsel, sondern das, was nicht geschieht. Geschichten, die unerzählt bleiben inmitten landschaftlicher Leerräume und weiter Wasserflächen, Geschichten, die vielleicht gar nicht existieren, vermuten wir sie doch nur hinter den Dingen, die auf die Abwesenheit des Menschen verweisen und gerade darum ein irritierendes Moment darstellen, welches das Idyll fragwürdig werden lässt.

Gabriele Langendorfs atmosphärisch aufgeladene, durch farbige Lichtstimmungen oft ins Überwirkliche gerückte Szenerien erinnern vielfach an Landschaftsdarstellungen und Seestücke, wie sie in der Romantik durch Caspar David Friedrich oder William Turner, teilweise auch schon in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, etwa bei Jan van Goyen oder Aelbert Cuyp, formuliert wurden. Die Auffassung von Landschaft als Metapher und Ausdrucksträger subjektiver Empfindung berührt sich eng mit den kunsthistorischen Vorbildern, wird jedoch bereits im Moment ihrer bildlichen Manifestation durch subtile Störungen unterwandert. Das Idyll ist trügerisch, der romantische Sehnsuchtsort unsicheres Terrain. Ein bedrohter Ort – ein Ort der Bedrohung?

Die Störung beginnt bei der Malweise. Auch hinsichtlich der künstlerischen Technik führt Gabriele Langendorf in ihren Bildern immer wieder absichtsvoll Brüche herbei. Malerische, Licht modellierende Partien wechseln mit glatten Farbaufträgen ohne erkennbaren Duktus, dann wieder mit gestischfreien Strukturen oder mit Zufallsergebnissen, wie ausgedehnte Fließspuren oder schimmelartige Trocknungsspuren der Farbe, die bisweilen auch Anlass für gegenständliche Bildentscheidungen werden. Die Erscheinungsweise der Bildgegenstände wird auf diese Weise oft merkwürdig ambivalent, da die Zufallsstrukturen die Stofflichkeit des Wassers oder die Faktur rostig-maroder Oberflächen wirklichkeitsnah zu »imitieren« scheinen, der sichtbar gemachte Malprozess die illusionistische Wirkung aber zugleich wieder aufhebt. Materialität und Form, Bildfläche und virtueller Raum befinden sich in einem permanenten Spannungsverhältnis. Häufig kombiniert Gabriele Langendorf malerische mit zeichnerischen Elementen, die Raumlinien, Bäume, einzelne Gegenstände und – neuerdings – auch Figuren andeuten. Langsam, sehr langsam findet die menschliche Gestalt wieder Eingang in Langendorfs Malerei. Nur zögernd und noch schemenhaft nähern sich die Figuren den Bildwelten, erproben ihr neues Wirkungsfeld in den großen Leinwandarbeiten bislang kaum wahrnehmbar als Silhouette am Straßenrand oder als weit entfernt in einer überfluteten Nebellandschaft schwimmende Taucher. Als Wegbereiter und Vorboten hat die Künstlerin ihnen die Figuren vorausgeschickt, die in den letzten Jahren ihre Arbeiten auf Papier bevölkern. Bereits seit 2003 entstehen Bleistiftzeichnungen und Ölkreidearbeiten, die sich mit der Figuration befassen und mit denen nicht nur ein neues Sujet in Langendorfs Werk Raum greift, sondern sich auch ein Moment der Ironie manifestiert, eine neue Form von bildnerischem Witz, die in der jüngsten Werkgruppe mit dem programmatischen Titel Atmosphärische Störungen lakonisch auf den Punkt gebracht wird.

Die Figuren sind für ihren Auftritt gerüstet. In gelbes Ölzeug gehüllt und mit Fernglas ausgestattet, erscheinen sie in der Serie Dunststücke auf der Bildfläche, umgeben von dichtem Nebel, der sich in kaltfarbigen, milchigen Kreideschichten wie ein atmosphärisches Medium über die Darstellung legt und nichts von der Umgebung sichtbar werden lässt. Suchend, Ausschau haltend, etwas unschlüssig und etwas ratlos warten sie auf das, was geschieht. Vielleicht auf besseres Wetter, wie Touristen am Nordseestrand. Vielleicht auch auf ihren Einsatz oder auf das, was die Künstlerin künftig mit ihnen vorhat. Fast will es scheinen, als versinnbildliche sich in den Figuren der Dunststücke die Rückkehr der Figur in die Malerei Gabriele Langendorfs. Ihre Begegnung mit der Natur in diesen Bildwelten muss erst Konturen gewinnen, erfordert Stehvermögen, Weitblick und ganz offensichtlich besondere Vorsicht, denn sie ist nur in Schutzkleidung möglich.

Als riskantes Unterfangen stellt sich die Begegnung mit der Natur in einer Gruppe vielfiguriger Landschaftsszenen dar, in denen sich die Welt von Freiheit und Abenteuer im Miniaturformat präsentiert. Pausen nennt Gabriele Langendorf nicht ohne Hintersinn diese Zeichnungen, deren Motive sie aus Reisekatalogen auf Transparentpapier kopiert, um sie zu neuen Konstellationen in neuer Umgebung zu montieren. Diese Methode des Zugreifens auf fremdes Material und seiner unmittelbaren Verwertung lässt einen spielerischen Umgang mit den Bildmotiven zu und trägt in vielen Darstellungen zu einer Erweiterung der erzählerischen Spannbreite bei. Denn das Bildreservoir, aus dem sie sich bedient, ist nahezu unerschöpflich, zugleich aber auch sehr viel beliebiger als eigene Fotovorlagen oder Skizzen. Menschen auf Abenteuerurlaub, bei erlebnisorientierten Outdoor- Aktivitäten, ausgerüstet mit Trekking-Utensilien, Neoprenanzügen und Schwimmwesten, die in Booten, mitunter auch wandernd Landschaftsräume fernab der Zivilisation erkunden, werden hier gleichzeitig zu Akteuren und zur Staffage einer Szenerie, die ebenso gut unter anderen Vorzeichen interpretiert werden kann: nicht als simulierte Gefahr bei touristischen Naturexpeditionen, sondern als reale, existenzielle Bedrohung. Beide Lesarten werden ununterscheidbar. Der kleine Maßstab, der nicht nur die Erkennbarkeit der in sich stark verdichteten Zeichnungen erschwert, sondern die gesamte Thematik ironisch untergräbt, tut sein Übriges, um alle Deutungen offen und die Verwirrung konstant zu halten.

Die ironische Brechung durch das kleine Format ist auch bei den seit 2009 entstandenen Arbeiten der Serie Atmosphärische Störungen charakteristisches Stilmittel, doch resultiert sie hier aus dem proportionalen Missverhältnis zwischen der Figur und der ihr zugeordneten Tätigkeit. Die knappen, spontan formulierten und überaus dynamischen Bildszenen, die sich meist auf eine einzelne Figur beschränken, erinnern in ihrer Prägnanz und ihrer pointierten Komik an Cartoons, referieren jedoch auf Bedingungen der Malerei, indem sie den Malvorgang selbst zum Anlass des figürlichen Bildgeschehens machen. Gestische Farbspuren, während des Malens entstandene Zufallsprodukte, die hier eine neue Verwendung finden, initiieren skurrile Bildgeschichten, in denen Figuren auf die malerische Geste reagieren und das informelle Farbgeschehen gegenständlich umdeuten: Eine Gestalt im Taucheranzug stürzt sich in eine wellenförmige Pinselspur, Arbeiter mit Helm und Anglerhosen ziehen einen Absaugschlauch aus blau-grauen Farbschlieren, eine Figur im Overall mit Handschuhen und Mundschutz hantiert an einem streifenförmigen Muster und ein Feuerwehrmann im roten Signalanzug robbt bäuchlings durch ein Farbloch. Stets sind die Figuren in Schutzkleidung bei rätselhaften technischen Verrichtungen zu sehen, die auf Arbeits- und Noteinsätze bei »Störfällen« hindeuten: bei Natur- und Umweltkatastrophen, Wetterschäden und Unfällen oder beim missglückten Versuch, sportliche Herausforderungen mit hohem Gefahrenpotential zu bewältigen. Die Kleinheit der Figuren in Relation zu der vermeintlichen Wichtigkeit ihrer Aufgabe, der absurde Bedeutungsmaßstab von menschlicher Figur und malerischer Geste, an der sie sich abmüht, konterkarieren jede Sinnhaftigkeit.

Durch die Hintertür der Ironie wird die Figur in die ehemals menschenleeren Bildwelten Gabriele Langendorfs eingeschleust. Sie eröffnet vielschichtige Sinnbezüge und neue Möglichkeiten der bildnerischen Auseinandersetzung mit dem komplexen Verhältnis von Zivilisation und Natur. Die Figur erscheint – auch da, wo explizit ihre Abwesenheit thematisiert wird – als Metapher existenzieller menschlicher Grunderfahrungen, indem sie Abgrenzungen und Verbindungen von Innen- und Außenraum wahrnehmbar macht. In den Arbeiten der Jahre 2003 bis 2010 ist Gabriele Langendorf eine überzeugende Neuinterpretation des traditionellen Landschaftsthemas gelungen, das sie mit der aktuellen Zeitproblematik und den drängenden Fragestellungen um die Bedrohung von Natur und Umwelt, Landschafts- und Lebensräumen, und um die Beherrschbarkeit von Technik beziehungsreich verknüpft. Die subtil eingesetzte Ironie schafft Distanz – zur Tradition der Landschaftsmalerei und der Figuration wie auch zum Ernst der Thematik. Die »Störungen« in den Arbeiten von Gabriele Langendorf werden so zum Vehikel für Bedeutung.

Christoph Borowiak und Gabriele Langendorf – Gespräch unter Kiwis

Gabriele Langendorf hat mich nach Saarbrücken eingeladen, um über ihre neuesten Arbeiten zu reden. Ein kollegiales Gespräch ist für uns nicht ungewöhnlich. Seit Jahren schätzen wir den gegenseitigen Austausch. Zur Eröffnung in einer Frankfurter Galerie hatten wir damit begonnen und seitdem keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, ausgedehnte Gespräche über Kunst und die Welt zu führen. Ungewöhnlich nur, dass heute ein Tonband aufzeichnet, was wir über ihre jüngsten Zeichnungen und Ölmalereien sagen, nachdem wir uns eine Auswahl davon eingehend angeschaut haben. Im Garten hinterm Haus vibriert die Mittagshitze. Wir sitzen im Schatten eines üppigen Blätterwerks, das zudem voller Früchte hängt. Kiwis hätte ich hier allerdings nicht erwartet, schon gar nicht in dieser Menge …

Christoph Borowiak: … und wo wir hier sitzen: Kannst Du schon abschätzen, wie viel Marmelade das wohl geben wird?

Gabriele Langendorf: Also letztes Jahr hatten wir viel – sicher 60 bis 70 Gläser Kiwi-Marmelade.

Apropos: Hast Du schon mal mit Marmelade gemalt?

Nein noch nie. Du?

Mit Schokolade habe ich schon gezeichnet, ist aber lange her.

Mit Schokolade! Nein, das ist nichts für mich, ich will was für die Ewigkeit schaffen. (Lachen)

Ja, der alte Künstlertraum: Unsterblich für immer.

Aber sicher doch! (Lachen)

Eine Serie neuer Arbeiten hast Du »Atmosphärische Störungen« genannt. Das klingt im Vergleich zu dem, was dahinter steckt, geradezu harmlos.

Ja, das macht meine Bilder aus, dass sie auf den ersten Blick harmlos daherkommen, in ihnen aber etwas anderes subtil mitschwingt. Das kann durchaus subversiven Charakter haben. Vielleicht drückt sich auf diese Art mein allgemeines Unbehagen aus, vielleicht eigene Ängste: Da ist was nicht von Dauer … ist zerbrechlich.

Schwingt für Dich eher die aus Erfahrung gespeiste »Gewissheit« mit, wie zerbrechlich etwas sein kann oder argwöhnst Du z.B. beim Anblick einer »schönen« Landschaft einen doppelten Boden?

Sowohl als auch, ich kann durchaus einen Sonnenunterganggenießen, obwohl ich weiß, dass die Sonnenuntergänge in Gegenden mit hoher Luftverschmutzung besonders schön sind.

Gemeint ist also die latente Ambivalenz widerstreitender Empfindungen und Gedanken, z.B. beim Anblick einer »schönen« Landschaft?

Genau, oder anders ausgedrückt: das Motiv, z.B. eine Überflutung, kann für mich als Malerin visuell sehr reizvoll und herausfordernd sein, obwohl Überschwemmungen großen Schaden anrichten, wie erst kürzlich in Pakistan geschehen. Dennoch: Überflutete Landschaften können sehr schön sein.

Wasser scheint eine besondere Bedeutung für Dich zu haben, denn es nimmt in Deinem Werk einen breiten Raum ein.

Wasser in verschiedensten Erscheinungsweisen konnte ich ausgiebig beobachten, ich bin am Rhein aufgewachsen, und natürlichwährend der vielen Schiffsreisen in den 90er Jahren. Es sieht immer wieder anders aus und es hat mich bis heute interessiert, malerische Strukturen für die Darstellung von Wasser zu finden.
Gerade weil Wasser in seiner Erscheinungsform sehr flüchtig ist und du es nie richtig fassen kannst, ist es außerordentlich schwierig zu malen. Die besten Bilder von Wasser sind doch diejenigen, die es schaffen, die Tiefe unter der Oberfläche anzudeuten.

Die Bilder von den Schiffsreisen sind mir aus zwei Gründen noch sehr präsent: Zum einen sprachen wir seinerzeit ausführlich über diese »Reisedokumente«. Zum anderen beeindruckte mich, wie hartnäckig Du nach gültigen malerischen Formulierungen für das Phänomen der Wasseroberfläche gesucht und wie variantenreich Du mit der Farbe auf die Erscheinungsvielfalt reagiert hattest. Dagegen scheint mir heute eine stark verdichtete, verinnerlichte Auffassung von Wasser spürbar.

Das könnte man so beschreiben. Das liegt natürlich auch daran, dass ich in den jüngeren Malereien die Ölfarbe lasierend verwendet habe. Der fließende und wenig kontrollierbare Umgang damit korrespondiert mit den Motiven von Überflutung, Regen und überhaupt Nässe. Aber, an dieser Fragestellung werde ich weiterarbeiten, obwohl sich die Bilder in jüngster Zeit verändern und kleine Figuren darin auftauchen.

Du sprichst von den neuen Ölkreide-Zeichnungen: In recht nebulösen Landschaften tauchen Figuren auf, die relativ unwissend, teilweise auch unsicher wirken, die selbst kaum Orientierung im Raum zu haben scheinen.

Zuerst war da das Interesse für das Material Ölkreide. Mir gefällt es, dass ich gleichzeitig Linien und Flächen bearbeiten, gleichzeitig malen und zeichnen kann. Die Kreiden sind geschmeidig, fast modellierbar … ja, mit diesem Material zu arbeiten ist wie kneten auf Papier. Und mit den Übermalungen ist dieses Nebulöse entstanden. Die Figuren haben sich parallel mit der Technik entwickelt.

Du meinst, die Atmosphäre ergibt sich aus dem Arbeitsprozess, weniger aus einer zuvor gefassten Vorstellung?

Ja, ich übermale sie so lange, bis eine Dichte entsteht, die ich nicht sofort hätte erreichen können …

Weil sich eine Atmosphäre eben nicht einfach herstellen lässt, sondern sich erst durch die Arbeitsintensität, durch die Zeit und die damit einhergehende Verdichtung der Materialien entwickelt.

Das beschreibt es gut, ich brauche wirklich lange für meine Bilder. Ich bewundere Maler, die schnell arbeiten können, aber bei mir funktioniert das nicht, ich glaube, ich kann erst etwas Wesentliches aus dem Bild herausholen, wenn ich es in längeren Arbeitsprozessen bearbeite. Dazu gehört auch das Warten. Oft drehe ich sie um und mache erst Wochen später weiter. Das schafft Distanz und ich kann besser auf das Bild reagieren. Allerdings gibt es auch Bilder, die nichts geworden sind. Da fand ich den Zugang nicht mehr und die Dichte fehlt.

Was machst Du dann mit denen? Hebst Du die auch auf?

Ach ja, da muss man halt sagen, ein paar Quadratmeter Leinwand futsch, bloß ein paar Stunden (Lacher) – Tage, Wochen, die man anderweitig sinnvoller hätte nützen können – aber das ist ja die Frage. Man kann nicht immer mit diesen »Effizienz-Gedanken« arbeiten. Das ist bei Kunst einfach nicht so.

Wobei einen schon das Gefühl beschleichen kann – gerade auch bei der Betrachtung »junger Malerei« – dass der »Effizienz- Gedanke« zunehmend stärker im Vordergrund steht. Da ist Deine Haltung doch sehr viel zurückhaltender, räumt auch dem Zweifel einen Platz ein.

Ja, durchaus. Die Arbeiten in der Ausstellung von Neunkirchen sind bis zu sieben Jahre alt. Die habe ich ja im Prinzip kaum gezeigt. Oder diese Ölkreide- und Bleistiftzeichnungen, die lagen bis jetzt in der Schublade. Jetzt ist es mir wichtig, alles zu zeigen, weil ich denke, dass sich ein Kosmos erschließt und man sieht, wie sich alles zu einem Bild zusammenfügt und sich gegenseitig befruchtet hat. Ohne diese Zeichnungen gäbe es vermutlich keine Figur in den jüngsten Ölbildern. Die Abwesenheit des Menschen war immer ein Thema in meiner Arbeit. Nun ist der Mensch wieder im Bild präsent, und da ein Verhältnis zu finden, dass nicht illustrativ wirkt, empfinde ich als sehr schwierig.

Hat sich das ergeben, weil sich Dein Blick auf die Welt verändert hat mit den Jahren?

Dass plötzlich wieder Figur auftaucht? Rein äußerlich gesehen, habe ich heute ja mehr mit Menschen zu tun. Das färbt ab. Das ist jetzt wieder eine neue Herausforderung. Seit dem Studium habe ich keine Figur gemalt, abgesehen von einigen Portraits. Ich fange jetzt ausgerechnet an, wenn es nicht mehr »in«, und die Leipziger Malerei nicht mehr Tagesgespräch ist. Dann ist es vielleicht wieder interessant und ich habe Lust dazu. (Lacher) Es wird aber sicher nicht in jedem kommenden Bild eine Figur auftauchen!

Naja, vielleicht ist auch die Behauptung »Figur im Bild geht immer« etwas zu selbstgefällig?

Ein Bild kann sowohl mit, als auch ohne Figur geheimnisvoll erscheinen, genau das versuche ich zu ergründen; z. B. beim jüngsten Bild, Straße 1, sollte zuerst eine Figur an der Leitplanke lehnen. Ich habe sie wieder übermalt, weil das Bild ohne diese Person abgründiger wirkt. Beim Bild Caravan 2 ist es genau umgekehrt:
die angedeutete zeichnerische Frau mit Regenschirm sieht man erstens nur auf den zweiten Blick und sie macht das Bild in der Interpretation ambivalenter.

Von der Ambivalenz einer »schönen« Landschaft haben wir bereits gesprochen und jetzt das Geheimnis, bedingt durch eine Figur, die in einer bestimmten Art und Weise im Bild auftaucht. Welche Bedeutung hat für Dich der Begriff »Romantik«? Ich meine als Epoche der Malerei verstanden, die auch Bilder hervorgebracht hat, in die politisch Gemeintes – als Subtext – im Atmosphärischen aufgehoben ist?

Mit der Romantik verbindet mich das Interesse für Licht und seine Erscheinung als Farbe, außerdem geht es nicht um exakte Naturbeobachtung, sondern um individuelles Naturerleben. Da sehe ich gewisse Parallelen zu William Turner und natürlich Caspar David Friedrich, der seine intensiven Landschaftsatmosphären im Atelier konstruiert hat. Ich beschreibe dies gerne als »emotionale Sachlichkeit«. Hinter dieser konstruierten Leere und Eintönigkeit stehen mehrere Bedeutungsebenen. Da denke ich gerade an das Eismeer von C.D. F., die Eisschollen und das Schiffswrack stehen für den Schiffbruch – das Motiv des Scheiterns schlechthin – was sowohl aus den damaligen politischen als auch persönlichen Verhältnissen von C.D. F. erklärt werden kann. Diese Zusammenhänge werden aber nur indirekt angedeutet und insofern sehe ich auch da eine gewisse Verbindung.

Ich würde gern noch etwas über Deine Figuren erfahren. Wie kommt es, dass diese doch recht klein dimensioniert sind?

Es hat sich über die Zeit so entwickelt und ich fühle mich wohl damit, dass sie so klein dargestellt sind.

Weil damit der Mensch weit genug weg ist?

Der ist weit genug weg, ja. Wenn er lebensgroß vor mir auf der Leinwand erscheint, ist es ein Gegenüber. Darum geht es mir gerade nicht. Im Gegenteil, das ist mir unbehaglich. Wenn die Figuren so klein sind, haben sie fast Modellcharakter oder sind wie Spielzeugfiguren. Sie wirken nicht so wichtig, und ich stelle sie meist so dar, dass sie mit sich selbst oder mit irgendwelchen Aktivitäten beschäftigt sind. Sie schauen Dich nicht an.

Im Grunde genommen setzt Du sie in eine Situation hinein, in der sie sich irgendwie verhalten müssen. Mir scheinen sie in durchaus bedrohliche Situationen eingebunden und trotzdem bleiben sie irgendwie zwischen unbeteiligt und hilflos angesiedelt. Auf mich wirken sie, als seien sie Teil einer Versuchsanordnung.

Welche meinst Du jetzt konkret?

Die Figuren in den »Atmosphärischen Störungen«, als setzt Du sie einer bestimmten »atmosphärischen Störung« aus, quasi um zu sehen, wie sie darauf reagieren.

Das könnte man so behaupten. Sie agieren ja auch kontrapunktisch zur vorgegebenen Pinselgeste. Wie z.B. der eine, der mit der Motorsäge in einen breiten Pinselstrich hineinsägt. Das erwartet man nicht.

Auf der anderen Seite wirkt gerade dieses Arbeiten mit der Motorsäge – wegen des großen Pinselstrichs – doch auch reichlich hilflos.

Ja, Sisyphus kommt mir da in den Sinn …

…oder, als wären die Figuren in einer Form von Aktionismus gefangen. Sie tun zwar etwas, scheinen aber weder Sinn noch Zweck ihrer Handlung zu erkennen.

Vielleicht eine zeitgemäße Arbeitshaltung.

Weil die etwas bearbeiten, was mindestens eine Nummer zu groß ist?

Ja, oder man selbst hat das Gefühl bekommen, dass es sinnlos ist.

Und Du schaust Dir die Sache in Deinen Bildfindungen an, sozusagen die Sinnlosigkeit des menschlichen Tuns in einem »größeren« Zusammenhang?

Nein, nicht direkt, das läuft auf einer subtileren Ebene ab. Ich sage ja nicht, dass ich eine sinnlose Aktion mit einer Figur malen oder deren Aktionismus untergraben will, sondern ich nehme als Ausgangspunkt die absichtslos gemalten Pinselgesten und dann suche ich eine Person, die in dieser Fläche in irgendeiner Form agiert, so wie ich es erst mal für mich stimmig halte. Um die Bedeutung mache ich mir im Moment des Tuns keine Gedanken. Das kommt erst im Nachhinein. Bei den großen Malereien funktioniert dieses Vorgehen genau so. Als Basis ist da vielleicht eine vage Idee, eine Komposition oder ein technisches Interesse. Der Rest ist Prozess und auf das Vorgegebene reagieren. Francis Bacon hat einmal in einem Interview geäußert, dass das technische Interesse für das Bild oft entscheidender ist, als von Anfang an den Inhalt rüberzubringen. Das wirkt oft illustrativ. Man könnte es auch anders ausdrücken: Du kannst Dir nicht vornehmen, ein trauriges oder lustiges Bild zu malen.

Du bringst malerische Geste und Figur zusammen, wie Mehl, Hefe und Wasser zusammengebracht werden und wartest ab, welche »Atmosphärische Störung« der zu erwartende Gärungsprozess hervorbringt.

Ja, es funktioniert ähnlich wie beim Kochen. Das Bild könnte mit den gleichen Zutaten auch völlig anders wirken.

Mir fällt dabei auf, dass die Figuren meistens Schutzanzüge oder Berufskleidung tragen. Wie kommt das?

Es fällt mir zunehmend auf, dass Menschen sich in Schutz oder Sicherheitskleidung, auch im Alltag, bewegen. Bei Katastropheneinsätzen wird diese getragen und ist das nicht auch so, dass diese in Kunstaktionen oder in der Mode vermehrt eine Rolle spielen? Konkret habe ich gesehen, wie bei einem Spaziergang im Wald eine Frau mit Autosicherheitsweste ihren Hund ausführte. Das war wirklich absurd. Wenn dann der Fokus erst mal darauf gerichtet ist, fängt man an, sich näher damit zu beschäftigen. Vielleicht ist das eine latente, kollektive Angst, die sich so ausdrückt. Es bereitet mir auf jeden Fall großes Vergnügen, diese Kleidung, deren Stofflichkeit und Falten zu malen.

Die Kleidung soll auch verbergen, funktioniert also als »Blickschutz«?

Genau, ein Schutz für die Figur – vor dem Betrachter.

Du hast vorhin die Größe der Figuren als Dir angenehm beschrieben.

Stimmt, weil kein großes Pathos dahinter steckt. Die Umgebung ist mindestens genauso wichtig.

Damit entspricht sie in gewisser Weise der Lakonie des Titels: »Atmosphärische Störung«.

Sicherlich. Vor allem aber ist es ein vielschichtiger Titel. Ursprünglich kommt er aus der Astronomie und bedeutet eine Luftunruhe, die eine Bildunschärfe beim Betrachten des Nachthimmels erzeugt. Ich finde, Du kannst ihn auf viele Gebiete anwenden, denke da ans Klima, aber auch an zwischenmenschliche Beziehungsstörungen aller Art …

…wenn »die Fetzen fliegen« und Anwälte bemüht werden …

Exakt! Auch das.

Es geht Dir also nicht um die heroische Haltung einer Figur, die z.B. sagt: Mensch guck mal, so macht man das, so bewältigt man ausweglose Situationen! Statt dessen bleibt alles auf der Kippe und Du in einer Beobachterposition?

Genau. Eigentlich ist es auch wieder so ein Beobachter-Standpunkt, ja, also wie bei allen Bildern, die ich gemacht habe. Das zieht sich wie ein roter Faden durch meine Arbeit.

Ja, auch in den Bleistiftzeichnungen auf Transparentpapier bleibst Du auf Beobachtungsposten, nicht wahr?

Diese sind ursprünglich zufällig entstanden. In einem Reisekatalog fand ich ein Motiv, dass ich für ein großes Bild verwenden wollte. Ich wollte es abpausen, um diese Zeichnung per Rastervergrößerung auf die Leinwand übertragen zu können. Während des Abpausens fiel mir auf, dass dies ein direktes Aneignen des Motivs ist. Das erschien mir sinnvoller, als das Motiv sklavisch abzuzeichnen. Das absichtslose Ergebnis überzeugte mich, ich dachte: Wow, das ist es doch! Als ich über den Titel nachdachte und Du mir vorgeschlagen hast, ganz offensiv mit dem Abpausen, was ja einen eher negativen Beigeschmack hat, umzugehen, fiel die Entscheidung für das doppeldeutige Wort »Pause«. Vom Vorgehen her ist es eher meditativ und ich mache eine Pause vom Alltag, wenn ich mir ein Reisemotiv aneigne. Ich muss mich dabei hoch konzentrieren, weil ich oft darunter nichts sehe oder nur erahne, und dann Formulierungen finden muss. Die Figuren sind meistens nur wenige Millimeter groß. Und da, in dieser Kleinheit, trotzdem die Form zu finden, erfordert natürlich auch, dass man Figuren oft gezeichnet hat … ja, also, dass du die wirklich kennst. Du kannst in einem halben Millimeter so daneben liegen, dass die ganze Haltung nicht mehr stimmt.

Auch Flächen müssen zueinander in stimmigen Helligkeitsverhältnissen stehen. Das stelle ich mir ganz schwierig vor.

Genau … und das dann auch durchzuhalten. Ich übernehme viel und treffe dennoch dauernd Entscheidungen über Form, Licht, Kombinationen. Im Übrigen montiere ich auch verschiedene Bilder, bis etwas Neues entsteht.

Also, entgegen der allgemeinen Auffassung, ein schwieriges Terrain?

Ach naja, ist doch nur abgepaust – heißt es ja meistens.

Pausen beruht dabei auf einem Vorgang, bei dem das eigentliche Bild, das Du Dir aneignen willst, nicht in voller Schärfe zu sehen ist. Du musst förmlich um Durchblick ringen, weil das Transparentpapier – wie ein Filter – zwischen Dir und dem Bild liegt und eine Differenz bedingt. Ja, vielleicht ergibt sich Neues aus eben dieser Differenz?

Das selbe Phänomen erlebe ich, wenn ich meine Brille nicht trage.

Was mich an den Pausen noch fasziniert, ist die Kleinheit, die Zartheit von Flächen und Linien, wie sie gearbeitet sind und die feinen Nuancen in der Helligkeit. Das ist wirklich was ganz Eigenes und steht der allgemeinen Auffassung vom Durchpausen ebenfalls entgegen. Hat Pausen eigentlich für Dich Tradition?

Ich kenne dieses Verfahren aus meinem ehemaligen Beruf als Textilmustergestalterin. Dort wurde es als Zwischenschritt eingesetzt, um Rapporteinheiten zu übertragen, also als Mittel zum Zweck.

Und nun ist die Pause auch der Zweck?

Ja, hier ist sie etwas Autonomes.

Kennst Du andere Sachen, in denen die Pausen sozusagen als eigenständig aufgefasst werden?

Transparentpapier wird von Künstlern immer wieder als Material benutzt. Aber es geht mir hier nicht allein um das Material, sondern der Akt des Pausens ist für mich wichtig und da sehe ich im Grunde eher Verbindung mit den Reproduktionstechniken alter Meister, wie z.B. die Verwendung von Spiegellinsen oder anderer optischer Hilfsmittel zur Übertragung von Zeichnungen. Ich nenne dies ein »Transferverfahren«, ähnlich wie es heute die Verwendung des Beamers ist. Es kommt hier nicht auf das Gerät oder die Technik an, erst der Künstler macht das Bild.
David Hockney, den ich sehr schätze, hat übrigens lange über dieses Thema geforscht.

Bevor ich es vergesse: die Pausen haben für mich etwas von Röntgenfilmen. Auch Röntgenfilme sind halb-durchsichtiges Material, auf dem Strukturen in Grau-Abstufungen erscheinen, um Dinge sichtbar zu machen, die wir sonst nicht sehen können. In wieweit ist Pausen für Dich, jenseits der Aneignung, dazu da, etwas sichtbar zu machen, was vorher so nicht zu sehen war?

Genau, ich kristallisiere etwas aus einem unscheinbaren Katalog heraus, den sich wahrscheinlich keiner genau ansieht. Ich gebe einem Bildmotiv indem ich es hervorhebe, eine Bedeutung. Ich habe ja viel aus Szenen hervorgehoben, in denen Touristen in Schlauchbooten zu sehen sind. Das weckt in mir ein ambivalentes Empfinden hervor, weil dieses Motiv mehrdeutig besetzt ist. Es könnten eben Reisende als auch Bootsflüchtlinge sein, die orientierungslos auf dem Wasser treiben. Indem ich die Touristen aus ihrem ursprünglichen Kontext reiße, wirken diese auch wiederum sehr hilflos.

Mir scheint, Du verwandelst durch das Abpausen die Bildbehauptungen der Reiseindustrie – Romantik! Abenteuer! Aktion! etc. – und durch diesen Vorgang allein entwickeln sich wichtige Fragen: Was tun wir da? Laufen wir nicht längst orientierungslos … gar heillos in der Welt herum?

Schön, wenn das sichtbar wird.

Das Gespräch wurde im September 2010 in Saarbrücken aufgezeichnet.

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      Künstlerstätte Schloss Bleckede 1998

      Stadtmuseum Rastatt 1998 – Foto: Matthias Hoffmann

      Xian Art Museum, China – Foto: Denis Bury

      Galerie Ursula Walbröl 2000 – Foto: Achim Kukulies

      Stadtmuseum Rastatt 1998 – Foto: Matthias Hoffmann

      Künstlerstätte Schloss Bleckede 1998

      Xian Art Museum, China – Foto: Denis Bury

      Alle Arbeiten: Öl auf Leinwand, 20 x 24 cm
      Fotos: Stefan Cop

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      Serielle Bilder und Kollektionsständer (1991 – 2006)

      In den neunziger Jahren entstand serielle Bilder die Wohnhausfassaden mit Balkonen darstellen, deren Motive geometrisch aufgebaut sind und sich ähnlich wie Stoffmuster im Bildformat wiederholen. Die Bilder bewegen sich von Klein- bis zu Großformaten und sind mit Ölfarbe auf Baumwolltuch mit Schwämmchen und Schablonen hergestellt.

      Spannung ensteht aus der Parallelität von handwerklicher, künstlerischer Arbeit und der Originalität eines Bildes auf der einen Seite und die Art und Weise der Darstellung des Motivs, das an industrielle Fertigungsweise und anonyme Massenware erinnert.
      Konsequenterweise beinhaltet das Thema des seriellen Bildes die Möglichkeiten beliebiger Veränderungen des Bildformats sowie unterschiedlicher Kolorierungen.

      Dieser Gedanke wird im Kollektionsständer – Bilder von der Stange visuell verdeutlicht. An einem industriell vorgefertigten Kollektionsständer aus Chromstahl, ein Gegenstand, der in der Textilbranche verwendet wird, hängen wie in einem Archiv Ausschnitte der seriellen Bilder. Diese sind an Musterlaschen (Fachausdruck der Textilindustrie für eine Art doppelten Kleiderbügel aus Pappe) fixiert und mit Namen, Titel des Motivs und Entstehungsjahr gekennzeichnet.

      Das serielle Werk ist in komprimierter Form zusammengefasst. Doppeldeutige Assoziationen wie: ‘Wohnen von der Stange’ oder ‘Bilder von der Stange‘ werden zu den Motiven hergestellt.
      Durch diese Musterbilder ist es möglich, Bilder von der Stange in Auftrag zu geben. Anhand der jeweiligen Musterlasche kann das Motiv und die Größe des zukünftigen Bildes bestimmt und wiederum individuell hergestellt werden.

      • Kollektionsständer Bilder von der Stange, 1994, Nordoststadt 1, 1994, Öl auf Leinwand,
        225 x 350 cm – Foto: Wolfgang Günzel
      • Kollektionsständer 1,
        Bilder von der Stange, 1994
      • Helianthus u. Cucumis 1, 1992,
        Öl auf Leinwand, 190 x 270 cm
      • Helianthus u. Cucumis 1,
        (Ausschnitt)
      • Nordweststadt 2, 1991, Öl auf Leinwand,
        254 x 455 cm, Kunstverein Weil a. R., 1991 –
        Foto: Martin Klotz
      • Nordweststadt 2, 1991, Öl auf Leinwand,
        254 x 455 cm, (Ausschnitt)
      • Parasiedlung 3, 2006, Öl auf Baumwolle,
        280 x 560 cm, Raumaufnahme –
        Foto: Hendrik Klug
      • Parasiedlung 3
        (Ausschnitt)
      • Pelargonium Peltatum, 1992, Öl auf Leinwand, 147 x 200 cm
      • Pelargonium Peltatum, 1992, Öl auf Leinwand, 147 x 200 cm, (Ausschnitt)
      • Petuniendorf, 1991, Öl auf Leinwand,
        140 x 208 cm
      • Petuniendorf, 1991, Öl auf Leinwand,
        140 x 208 cm, (Ausschnitt)
      • Schöne Aussicht 2, 1991, Öl auf Leinwand,
        254 x 438 cm, (Kunstverein Weil a. Rh.) –
        Foto: Martin Klotz
      • Schöne Aussicht 2, 1991, Öl auf Leinwand,
        254 x 438 cm, (Ausschnitt) –
        Foto: Martin Klotz
      • Schöne Aussicht 1, 1991, Öl auf Leinwand,
        125 x 165 cm – Foto: Christa Löffler

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      Architekturbilder (1989 – 1996)

      Jedes meiner Motive gibt es tatsächlich. Ich lege großen Wert auf einen Bezug zur realen Welt, deshalb suche ich in ihr die Motive. Alle meine Häuser existieren in der Wirklichkeit. Die Wiederholungen, die zwangsläufig entstehen, sind keine malerischen Schematisierungen, sondern Schemata der Realität. Wenn diese Realität in meinen Arbeiten absurd oder aberwitzig erscheint, so ist das nicht erklärte Absicht. Natürlich reibe ich mich an bestehenden Bauregeln oder -systemen, meine Architekturen sind Bild unserer Zeit, nicht aber Anklage. Die Pflanzen in den Bildern haben die gleiche Wichtigkeit wie die Hydrokulturen in den Eingangshallen der Hotels und Flughäfen. Die paradiesische Natur, die wuchernden Blüten und Blätter bilden quasi die Auftrittsbühne des Darstellers „Bauwerk“. Ich besitze keine Zimmerpflanze. (1993)

      Katalog – passage 11 (5,7MB)

      Ausstellungs­ansichten

      Fotos: 2011, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen: I love ALDI (K): Joachim Werkmeister,
      1993, Galerie Huber-Nising, Frankfurt a. M., Edenbilder (K)
      1998, Stadtmuseum Rastatt: Herbert-Weisenburger-Stiftung, Bilder 1992-1997 (K): Matthias Hoffmann

      Fotos: Christa Löffler, Ingo Kilian

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